„Inhaber sollten die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden“

Karl Lauterbach möchte per Gesetz verbieten, dass Finanzinvestoren Arztpraxen übernehmen. Mit dieser Ankündigung hat der Bundesgesundheitsminister im vergangenen Jahr für großen Wirbel gesorgt. Seine These, Investoren würden medizinische Versorgungszentren nur aufkaufen, um sie anschließend mit maximalem Gewinn zu betreiben, hält Dr. Felix Heimann für nicht belegbar. Der Fachanwalt für Medizinrecht klärt in der Seminarreihe „Are You Investor Ready?“ auf: Was könnte sich in den kommenden Monaten für Praxisinhaber verändern und warum sind Investoren interessante Partner?

Herr Dr. Heimann, schauen wir im Moment nicht alle in die Kristallkugel, weil niemand weiß, was passieren wird?
So ist es. Der Verkauf an Investoren ist ein Thema, das die ganze Branche bewegt. Wird er ab 2024 unmöglich sein? Oder können bald keine zahnmedizinischen Versorgungszentren mehr gegründet werden? Niemand weiß genau, was die Regierung plant. Dass etwas passieren wird, ist wahrscheinlich, weil Konsens zwischen den Parteien herrscht. 

Ist die Kritik an der Arbeit in von Investoren geführten Praxen nachvollziehbar?
Für mich klingt es eher nach Populismus – der leider sehr gut ankommt. Gerade die nicht so erfolgreichen Ärzte schimpfen über die Ketten, dass diese ihnen Patienten wegnähmen.

Zusätzlich wird behauptet, dass Investoren einen hohen Preisdruck ausüben. Dass die angestellten Ärzte versuchen sollen, den Patienten möglichst viele kostspielige Behandlungen zu verkaufen, um den Gewinn zu maximieren. Das ist aber Quatsch und wurde in vernünftigen Studien als nicht korrekt nachgewiesen. Natürlich möchten Investoren Geld verdienen, aber das möchten Zahnärzte auch.

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Investorengruppen ein?
Investoren eröffnen Chancen am Markt, in dem sie beispielsweise Praxen kaufen, für die sonst nur schwer ein Abnehmer zu finden ist. Gerade die großen Praxen finden deshalb keine Nachfolger mehr, weil sich nur wenige Menschen zutrauen, so hohe Kredite aufzunehmen. Fakt ist auch: Praxisinhaber erhalten mehr Geld von einem Investor als von einem anderen Zahnarzt.

Und: Durch Investoren geführte MVZ können die Versorgung im ländlichen Bereich sichern, wo kaum Nachwuchs zu finden ist. Für viele Ärzte ist es zwar attraktiv in einem MVZ auf dem Land angestellt zu sein, sie möchten dort aber nicht leben.

Warum ist eine Teilnahme an „Are You Investor Ready?“ zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll?
Unsichere Zeiten erfordern entschlossenes Handeln. Es ist gut und richtig, sich jetzt zu informieren, da der Verkauf an Investoren eine Chance ist, die sich im kommenden Jahr vielleicht nicht mehr bietet oder nur unter erschwerten Bedingungen. Ich bin der Meinung, dass die Verträge zeitig unterschrieben sein sollten, wenn man auf Nummer sicher gehen möchte.

Worum wird sich Ihr Vortrag drehen? 
Um den rechtlichen Ablauf des Verkaufsprozesses. Was können Praxisinhaber vorab tun? Arbeitsverträge, Mietverträge, alles sollte korrekt sein. Was sind die Dos and Don‘ts? Ich erläutere, worauf Investoren achten, wenn sie Praxen prüfen. Vielleicht stellt sich am Ende des Seminares aber auch heraus, dass ein Verkauf jetzt noch nicht oder ein anderes Modell sinnvoll wäre.

Ganz wichtig ist: Inhaber sollten immer die Möglichkeit haben, selbst über alles zu entscheiden.